Leben wie Gott in Frankreich...
Stimmt, das Leben in Frankreich hat tatsächlich viele Vorteile.
Und es ist nicht ungewöhnlich, dass sich Reisende im Urlaub in Frankreich verlieben...
... so sehr, dass sie dorthin ziehen wollen!
Vielleicht ist das auch bei dir der Fall.
Hier sind also die Vor- und Nachteile, wenn du als Ausländer in Frankreich lebst.
Zumindest so, wie ich sie als Französin sehe, die regelmäßig mit anderen Europäern in Kontakt steht.
Vorteile vom Leben in Frankreich
Aktivitäten und Kultur
Feinsandige Strände, Hochgebirge in den Alpen und den Pyrenäen, üppig grüne Landschaften, malerische Dörfer...
Frankreich mangelt es definitiv nicht an touristischen Attraktionen.
Dies ist für Urlauber von großem Interesse.
Aber auch wenn du dort lebst, ist es super nett.
Selbstverständlich herrscht in den großen Städten wie Paris, Lyon oder Marseille ein reges Treiben.
Es ist immer etwas los.
Aber auch in den abgelegenen ländlichen Gebieten gibt es ein breites kulturelles Angebot.
Die Kinos auf dem Land haben natürlich nicht monatelang intellektuelle rumänische Filme im Programm.
Aber sie können sie trotzdem zeigen.
Dasselbe gilt für die kleinen Bühnen.
Ich bin oft überrascht, wie umfangreich ihr Programm ist.
Außerdem ist die Landschaft in Frankreich unglaublich reizvoll, wenn du gerne wanderst.
Und überall findest du irgendein Museum, das du besuchen kannst.
Hier eine Ausstellung über einen Bildhauer.
Dort ein Museum für Wandteppiche.
Man lernt immer eine Menge dazu!
Ach ja, und wenn du in den Urlaub fahren willst, brauchst du nicht zwangsläufig weit weg fahren.
Allein Frankreich hat reichlich zu bieten.
Aber auch im Ausland:
Mit Spanien auf der einen und Italien auf der anderen Seite bist du bereits gut versorgt.
Bedenke nur, dass Frankreich ein größeres Land ist, als man sich oft vorstellt.
Das heißt, dass bei uns der Begriff „verlorenes Land“ eine andere Bedeutung hat als in vielen anderen europäischen Ländern.
Dörfer mit weniger als 200 Einwohnern sind keine Seltenheit.
Gastronomie und Lebensrhythmus
Im weiteren Sinne legen die Franzosen Wert darauf, einen entspannten Lebensrhythmus beizubehalten.
Das gilt vor allem für die Provinz.
Grillfeste mit Freunden, Ausflüge mit der Familie...
Die Franzosen sind oft froh, wenn sie ihre Freizeit am Tisch verbringen können, umgeben von den Menschen, die sie lieben.
Am Anfang hatten diese langen Familienmahlzeiten meinen Mann sehr erstaunt.
Um 17 Uhr mit dem Mittagessen fertig zu sein, überrascht einen, wenn du es nicht gewohnt bist.
Vor allem, wenn um 18 Uhr plötzlich jemand fragt, wann denn wieder Abendessen ist.
Aber mit der Zeit gewöhnst du dich daran.
Du stürzt dich nicht mehr wie ein Hungriger auf die Häppchen beim Aperitif.
Denn du weißt, dass das nur der Anfang ist.
Und am Ende fühlt es sich ganz normal an.
Wenn du nicht mit einem Franzosen verheiratet bist, ist es natürlich schwieriger für dich, in diese privaten Kreise aufgenommen zu werden.
Aber auch Picknicks oder Grillabende mit Freunden am Pool sind üblich.
In der einen Hand ein Glas Roséwein.
Und Erdnüsse in der anderen.
Vor allem, weil das Klima bei uns im Allgemeinen milder ist als in Deutschland oder der Schweiz.
Das verlängert die Rosé-Saison auf der Terrasse!
Flexible Lebensweise und Kulanz
In Frankreich finde ich, dass einige Aspekte des Lebens viel flexibler sind.
Administrative Formalitäten sind oft kostenlos.
Und wenn du ein Problem hast, hast du mehr Möglichkeiten, deinen Fall zu argumentieren.
In den germanischen Ländern (Deutschland, Schweiz, Österreich) gilt im Allgemeinen: Regel ist Regel.
Nur weil sie dumm ist, heißt das nicht, dass du sie nicht einhalten musst.
Übrigens stellst du dir nicht einmal die Frage, ob sie dumm ist oder nicht.
Ach nein, so ist das nun mal.
In Frankreich ist das Konzept der Regel weniger streng.
Die Franzosen akzeptieren, dass ein Gesetz nicht für jede Situation geeignet sein kann.
Und dass es einen nicht davon abhalten sollte, sein Gehirn zu benutzen.
Der Durchschnittsfranzose würde dir sagen: „Schau dir mal unsere Politiker an, ihre Gesetze sind genauso dumm wie sie selbst!“.
Tatsächlich kritisiert der Franzose gerne seine Politiker und sein Land. 😂
Konkret bedeutet das, dass du bei einem Problem die zuständige Person anrufen oder aufsuchen solltest.
Schildere deinen Fall, indem du dich sympathisch zeigst.
Es nützt nichts, wenn du die Paragraphennummer herausholst.
Zeige ihm lieber, dass du ein netter Mensch bist, der in einer seltsam komplizierten Situation sein Bestes gibt.
Ebenso wird der Datenschutz von den Entscheidungsträgern als sehr wichtig bezeichnet.
In der Praxis ist er aber dennoch lockerer als insbesondere in Deutschland.
Digitalisierung der Prozesse
Vor zehn Jahren hätte ich mir nicht vorstellen können, dass dies ein Vorteil des Lebens in Frankreich sein könnte.
Aber unser Land hat in diesem Bereich der Digitalisierung große Fortschritte gemacht.
Mittlerweile können viele Vorgänge online erledigt werden.
Die Steuererklärung wird zum Beispiel vorausgefüllt.
In der Regel musst du sie nur noch bestätigen (und natürlich überprüfen, ob die Zahlen stimmen).
Und das ist nicht die einzige Sache, die papierlos erledigt wird.
Einen Fahrzeugschein beantragen, einen Reisepass verlängern, einen Auszug aus der Geburtsurkunde erhalten...
In Frankreich lassen sich viele Vorgänge einfach und kostenlos online erledigen.
Entweder vollständig oder du musst nur noch unterschreiben gehen und/oder deine Fingerabdrücke abgeben.
Weitere Vorteile am Leben in Frankreich
- Die Züge fahren schnell
- Die Märkte mit lokalen Produkten sind großartig
- Krankenversicherungen kosten weniger
- Es ist sehr einfach Ganztagesbetreuung für kleine Kinder zu finden
- Das Internet ist günstig (und die Datenmengen sind groß)
- Die Dichte (und Qualität) der Restaurants ist hoch
- Die Küsten Frankreichs sind überwältigend
- Öffentliche Verkehrsmittel sind günstig
- Eine Vollzeitstelle entspricht 35 Stunden pro Woche und fünf Wochen bezahltem Urlaub im Jahr
Nachteile vom Leben in Frankreich
Natürlich bedeutet in Frankreich zu leben nicht nur ein Leben mit rosaroter Brille.
Eh non, es gibt auch Aspekte, die im Alltag ziemlich lästig sein können.
Das ist dir vielleicht nicht bewusst, wenn du nur für den Urlaub vor Ort bist.
Die Wichtigkeit der französischen Sprache
Der erste Punkt, der für dich keine Überraschung sein sollte, ist die Sprache.
Richtig, in Frankreich spricht man Französisch.
Wer dort wohnen möchte, sollte also die französische Sprache beherrschen.
Im Gegensatz zu dem, was viele denken, geht es nicht nur darum, mit der Bäckerin zu sprechen, wenn du ihr Brot kaufst.
Nein, das ist zwar nett, aber nicht genug.
Du musst viel besser sprechen als nur das.
Zumindest, wenn du dich integrieren willst.
Wie in jedem Land warten die Einheimischen nicht auf dich, um ihr Leben zu führen.
Sie haben ihre Familien, ihre Freunde und ihren Alltag.
Du brauchst sie mehr als umgekehrt.
Außerdem ist es anstrengend, sich immer um Kommunikation zu bemühen.
Um Freunde zu finden, musst du also wirklich ein Gespräch führen können, das für beide Seiten angenehm ist.
Das Gleiche gilt, wenn du bei dir zu Hause etwas umbauen möchtest.
Der Handwerker um die Ecke wird nicht wegen deiner schönen Augen den bayerischen Dialekt oder Plattdeutsch lernen.
Und wenn er nicht versteht, was du willst, wird er das tun, was ihm passt.
Und das ist selten das, was dir passt.
Wenn du vor Ort bist, lernst du eine Sprache zum Glück viel schneller.
Das erfordert einen gewissen persönlichen Einsatz und auch den Mut, auf andere zuzugehen oder Fehler zu machen.
Aber man kann es schaffen.
Französische Mentalität und kulturelle Unterschiede.
Beim Lesen dieses Artikels hast du sicher schon einige kulturelle Unterschiede zu deiner Heimat gespürt.
Tatsächlich ist das Verhältnis zur Arbeit, zur Zeit, aber auch zur Kommunikation anders.
Franzosen sind oft informeller.
Sie lieben auch Diskussionen.
Sich über eine Idee aufregen, sich mit Thomas, Bastien oder Jeanne, die nicht ihrer Meinung sind, streiten.
Um sich zehn Minuten später gegenseitig auf die Schulter zu klopfen und ein Bier zu köpfen.
All das mag auf den ersten Blick sehr seltsam erscheinen.
Ein Umzug ins Ausland und insbesondere nach Frankreich wird dir definitiv eine ganze Reihe von Überraschungen aller Art bescheren.
Aus Erfahrung weiß ich jedoch, dass die Ansichten der Neuankömmlinge in dieser Hinsicht drastisch variieren.
Einer kann eine klare Meinung zu einem Thema haben.
Während ein anderer genau das Gegenteil denkt.
Und das, obwohl sie nicht weit voneinander entfernt wohnen!
Einige Ausländer in Frankreich werden dir zum Beispiel sagen, dass die Franzosen es nicht mögen, wenn man unerwartet bei ihnen auftaucht.
Und dass es die Beziehungen im Alltag belastet, weil man nicht einfach unangemeldet auf einen Kaffee vorbeikommen kann.
Andere wiederum sagen mir, dass die Beziehungen in Frankreich im Alltag viel reibungsloser ablaufen.
Diese kulturellen Unterschiede sind in der Tat sehr individuell, je nachdem, wo du wohnst, wie du lebst und wer du bist.
Nur eines ist sicher: Du wirst dir deine eigene Meinung bilden.
Und manche Dinge werden dir mehr gefallen als andere.
Französische Bürokratie
Ich habe dir bereits gesagt, dass die Formalitäten in Frankreich vereinfacht werden.
Und jetzt kommt das Gegenteil!
Nun, nein, nicht ganz.
Tatsächlich habe ich festgestellt, dass die französische Bürokratie die Hölle ist, wenn du nicht Teil vom System bist.
Wenn du dazugehörst, geht es.
Du loggst dich in dein Online-Konto ein, stellst deinen Antrag und alles ist in Ordnung.
Aber wenn du (noch) nicht Teil des Systems bist, wird es kompliziert.
Das ist das berühmte Beispiel mit der Bankkontonummer, die du brauchst, um eine Wohnung zu mieten.
Nur dass du, um ein Konto zu eröffnen und eine Banknummer zu bekommen, eine Adresse brauchst.
Kurz gesagt: Der Hund beißt sich in den Schwanz, wie man bei uns sagt.
In Frankreich haben wir im Übrigen keine Meldepflicht.
Das hat eine Reihe von Konsequenzen.
Bei jedem Umzug musst du also jede Stelle einzeln benachrichtigen.
Und um zu beweisen, dass du irgendwo wohnst, naja, du musst einen Strom- oder Internetvertrag vorzeigen.
Effizient, aber archaisch.
Außerdem sind einige Behörden sehr langsam - vor allem bei nicht alltäglichen Angelegenheiten.
Wenn sie nicht vergessen, dich darauf hinzuweisen, dass ein Dokument fehlt.
Erst nach mehreren Monaten, wenn du erstaunt bist, dass du keine Antwort erhalten hast, erfährst du, dass ein bestimmtes Dokument fehlt.
Sich ein Netzwerk aufbauen
Schließlich ist in Frankreich, wie wohl überall, ein Netzwerk wichtig.
Bei der Arbeit, aber auch im täglichen Leben.
Und wenn du aus dem Ausland kommst, naja, dann fängst du bei null an.
Du kennst keine guten Handwerker, keine Ärzte, die neue Patienten annehmen, keine Schulen mit Topniveau, gar nichts.
Um all das zu lernen, musst du mit den Einheimischen sprechen (daher die Bedeutung der Sprache, man kommt immer wieder auf das Gleiche zurück).
Und du musst dein Netzwerk (wieder) aufbauen.
Das alles braucht Zeit, lässt sich aber machen.
Sobald du eingezogen bist, solltest du damit beginnen.
Lade die Nachbarn zu einem Aperitif bei dir zu Hause ein, um dich vorzustellen.
Grüße, wenn du jemandem begegnest.
Bedanke dich herzlich, wenn dir jemand etwas schenkt.
Denn als Ausländer bleibst du nicht unbemerkt.
Du kannst dir also weniger Fehler erlauben.
Sowas gilt aber wohl überall auf der Welt.
Sympathisch, sozial und rücksichtsvoll zu sein, ist immer der beste Weg, um Freunde zu finden.
Und wenn du weit weg von deiner Heimat ziehst, dann ist das genau das, was du brauchst.
Weitere Nachteile am Leben in Frankreich
- Hygieneartikel kosten mehr als z. B. in Deutschland
- Das Schulsystem kann für manche Kinder stressig sein
- Der Mutterschaftsurlaub dauert lediglich drei Monate nach der Geburt des Kindes
- In Großstädten wie Paris ist es schwierig, eine Wohnung zu finden
- Die Löhne sind im Vergleich zu den DACH Ländern recht niedrig
- Du musst teilweise monatelang auf einen Termin bei einem Facharzt warten.
- Die Gewalt nimmt in den letzten Jahren zu
- Ein Auto ist für das Leben auf dem Land unerlässlich
Fazit
Ich hoffe, dieser Artikel hat dir ein paar Schlüssel zum besseren Verständnis der Lebensweise in Frankreich gegeben.
Und was Probleme bereiten kann bzw. was Frankreich zu deinem Seelenheimat machen könnte.
Vergiss jedoch nicht, dass dies alles sehr persönlich ist.
Wir sind mehr als 65 Millionen Menschen in Frankreich... daher sind allgemeine Aussagen über Franzosen selten für alle gültig! 😉
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